Wer hat die Spiegeltherapie erfunden?
1995 entdeckte der indische Professor Ramachandran, dass man durch einfache Tricks das Gehirn täuschen kann. Er arbeitete mit Menschen, die nach einer Amputation unter Phantomschmerzen litten. Das abgetrennte Gliedmaß schmerzte, weil es im Gehirn ja noch die Regionen gab, die für den z.B. abgetrennten Arm zuständig waren. Dem Gehirn wurde ständig gemeldet: „Da stimmt was mit dem Arm nicht“ So berichtet Ramachandran von einem Patienten, der das Gefühl hatte, sein (amputierter Arm) sei völlig verdreht auf dem Rücken. Natürlich schmerzt so ein Arm irgendwann. Prof. Ramachandran versuchte, was passiert, wenn der nicht betroffene Arm in eine Spiegelbox gelegt wird und so die Illusion hervorruft, dass der Patient wieder zwei vollständig intakte Arme besitzt. Erstaunlicher Weise ließ sich das Gehirn wirklich durch die Spiegelung täuschen, der eigentlich amputierte Arm war jetzt ja sichtbar, er war intakt nicht, verdreht. Phantomschmerzen ließen oftmals sehr schnell nach. Prof. Ramachandran vermutete jetzt, dass wahrscheinlich auch Menschen mit schmerzhaften Problemen z.B. in den Händen oder Menschen nach einem Schlaganfall mit einer Halbseitenlähmung von der ST profitieren könnten. Es gab die ersten Versuche hierzu und erstaunlicherweise stellten sich auch hier sichtbare Erfolge ein. Besonders bei den Patienten, denen herkömmliche Methoden nicht gut weiterhalfen.
Wie funktioniert das?
Die Erklärung für diese Erfolge liegt in den sog. Spiegelneuronen in unserem Gehirn. Sie springen z.B. dann an, wenn ich Bewegungen sehe.
Hierzu ein kleines Experiment: Stellen Sie sich vor, Sie müssten herzhaft gähnen. Schon alleine diese Vorstellung kann ausreichen, dass Sie jetzt auf der Stelle gähnen. Wahrscheinlich wird dieser Effekt durch Ihre Spiegelneuronen ausgelöst. Nur weil Sie sich vor Ihrem inneren Auge vorgestellt haben, dass Sie gähnen, tun Sie es auch.
In Experimenten konnte sehr gut nachgewiesen werden, dass genau die Teile im Gehirn anfangen zu arbeiten, die an der Ausführung von Bewegung beteiligt sind, bereits bei der Bewegungsvorstellung aktiviert werden. Also, wenn Sie beobachten, wenn ich meine linke Hand bewege, wird in Ihrem Gehirn genau der Teil aktiv, der für diese Bewegung Ihrer linken Hand zuständig ist und auch dann, wenn Sie sich nur vorstellen, wie Sie sich bewegen. Dieses mentale Training nutzen Sportler um zu üben, ohne sich körperlich anzustrengen.
Wenn ein Patient mit einer linksseitigen Parese jetzt vor einem Spiegel sitzt, und zwar so, dass die betroffene Hand hinter dem Spiegel platziert wird und die nicht betroffene Hand vor dem Spiegel, dann sieht es beim Blick in den Spiegel so aus, als ob es zwei intakte, zwei nicht betroffene Arme und Hände gäbe. Wird jetzt der nicht betroffene Arm bewegt, wird dem Gehirn gemeldet: Linker Arm bewegt sich ordnungsgemäß. Das hat häufig zur Folge, dass es eine Tonusnormalisierung in dem linken Arm gibt und nicht nur das, es kommt oftmals zu Bewegungen in dem betroffenen Arm.