Es ist nichts im Verstand was nicht zuvor in den Sinnen war.
Aristoteles
Aristoteles hat noch nichts von Ergotherapie gewusst und dennoch beschreibt dieser Satz einen großen Teil unserer ergotherapeutischen Arbeit mit Kindern.
Unsere Welt entfremdet sich immer mehr vom Gebrauch unserer 7 Sinne, das hat Auswirkungen auf die Entwicklung unserer Kinder, was ich nicht be-“griffen“ habe, kenne ich nicht als Begriff, was ich nicht be-“hand“-elt habe, kann ich mir nicht merken.
Konzentration, Sprache, lesen, rechnen, schreiben ist alles abhängig vom „sinnvollen“ Lernen.
Ergotherapeuten schulen die Sinne der Kinder und bereiten somit den Boden für viele „höhere“ Lernprozesse.
Dabei haben wir nicht nur die fünf Sinne, fühlen, riechen schmecken, hören, sehen im Blick, sondern viel mehr das Gleichgewicht, die Körpereigenwahrnehmung und das Tasten und Fühlen über die Haut. Denn diese drei sind die Basis, auf denen viele andere Fähigkeiten aufbauen, die Kinder später in der Schule brauchen.
Wenn man einmal überlegt, was Kinder alles vor der Einschulung können müssen, dann wird deutlich, dass sie im wahrsten Sinne des Wortes „alle Sinne beisammen“ haben müssen.
Nehmen wir nur einmal das Schreiben lernen, was muss ein Kind alles vorher schon gelernt haben, bevor es wirklich mit dem Stift seinen Namen schreiben kann.
Das Kind muss stillsitzen können, es muss den Stift richtig halten und führen, nicht zu doll aufdrücken und nicht zu wenig, die Kraft also gut dosieren können, es muss die Linie erkennen und genau darauf mit dem Stift bleiben können. Das Kind muss sich die Reihenfolge der Buchstaben merken können, es muss hören was zuerst für ein Laut kommt und diesen Laut muss es in die richtigen Schriftzeichen umsetzen können. Die gedachte Körpermitte muss da Kind kreuzen können, damit es beim Schreiben und Lesen flüssig über die Körpermitte geht und nicht stockt, anhält oder nur bis zur Mitte arbeitet. Es muss für das Kind eindeutig klar sein, welche Hand die „Tu- Hand“ und welche Hand die „Halte-Hand“ ist. Die Kinder brauchen Aufmerksamkeit und Konzentration, genug Muskelspannung, genug Körperwahrnehmung und eine gute visuelle Wahrnehmung. D.h. sie müssen erkennen können, ob ein Ding (Buchstabe) richtig herum ist oder falsch herum, den einzelnen Buchstaben von einem unruhigen Hintergrund „herausfiltern“ können oder erkennen, dass ein „A“ immer ein „A“ bleibt, egal ob er in Druckschrift, Schreibschrift, GROß oder klein, blau oder rot geschrieben ist: „A“ bleibt „A“. Oder „Gestaltschließen“ ohne diese Fähigkeit kann ein Kind wahrscheinlich nicht schnell lesen. Wr knnn Txt lsn nd vrsthn, wnn wr nr nig Bchstbn shn. Wir können auf die ganze „Gestalt“ schließen. Kinder müssen das beim Lesen lernen erst noch verstehen. Vorbereitet wird diese Fähigkeit aber schon viel früher(später mehr dazu) Diese Liste könnte noch beliebig erweitert werden, hier kann nur ein kleiner Bereich genannt werden, welche Voraussetzungen ein Kind mitbringen muss, um Schreiben lernen zu können.
Wie Sie ihr Kind unterstützen können
Kinder im Vorschulalter lernen ganz viel über Bewegung und Bewegung und nochmals Bewegung und durch Spiel und Spiel und nochmals Spiel, das ist die gute Nachricht. Sie können es also ganz viel fördern indem Sie mit Ihrem Kind viel draußen sind, laufen, raufen, klettern buddeln u.s.w. Das hilft die Sinne zu schulen, die später in der Schule gut zusammenspielen müssen.
Aber schauen wir auf die Anfänge, wie früh ein Kind eigentlich schon anfängt für „die Schule“ zu lernen.
Nehmen wir ein Kind, das im Krabbelalter ist und so den Raum erfährt. Es krabbelt unter den Tisch und sieht: wow, der Tisch sieht ganz anders aus, aber ist immer noch der Tisch, obwohl ich ihn ganz anders sehe und vielleicht nur ein kleines Stück, aber dieses kleine Stück reicht dem Kind, um auf die gesamte Gestalt des Gegenstandes schließen zu können (siehe weiter oben). Oder nehmen wir die Konzentration: ein Kind balanciert über eine kleine Mauer, ohne Konzentration und Aufmerksamkeit wird das nicht gelingen. Auch beim Klettern in Bäumen braucht ein Kind Konzentration sonst wird es scheitern u.s.w. Für ganz viele schulische Fähigkeiten bilden die Basissinne die Grundlage.
Spielideen
Unter dem Punkt Spielideen zur Förderung finden Sie deshalb in loser reihenfolge Spiele, die die Körperwahrnehmung (Propriozeption) das Gleichgewichtssystem und das Fühlen und Spüren über die Haut fördern.
Viel Spaß beim lesen und Spielen!