„Unser Kind soll selbstbewusster werden“ diesen Satz hören wir oftmals in der Ergotherapie, wenn wir nach den Therapiezielen fragen, die Eltern für ihr Kind formulieren. Wenn wir nachfragen, was Eltern damit genau meinen, kommt oft der Satz: „Mein Sohn soll sich mehr zutrauen. Der kann das eigentlich alles, traut sich aber nicht, was zu sagen.“
Wenn Eltern das Ziel so benennen, sind wir ganz schnell in einem anderen Bereich denn oft ist eigentlich „Selbstwirksamkeit“ gemeint, wenn sich Eltern besseres Selbstbewusstsein für ihre Kinder wünschen. Dieser Begriff ist ein psychologischer Begriff und u.a. von dem kanadischen Psychologen Bandura gebraucht worden. Ein Kind, das oft erlebt, dass seine eigenen Handlungen zum Erfolg führen, dass es etwas alleine „hinbekommt“ wird Selbstwirksamkeit ausbilden. Daraus wächst nach und nach eine Überzeugung von der Wirksamkeit eigener Fähigkeiten und Anstrengungen.
Dies zu fördern ist tatsächlich sehr oft ein Therapieziel in der Ergotherapie, denn Ergotherapie will Menschen helfen, (wieder) Alltagshandlungen auszuführen und sie zum eigenständigen Handeln befähigen.
Haben Eltern für ihre Kinder das Ziel, es soll „selbstbewusster“ werden, ist dies eine gute Nachricht, denn keine teuren Karatekurse oder ähnliches helfen so gut Selbstwirksamkeit auszuprägen, wie das gemeinsame Werken, Kochen, Probleme lösen, Malen, Bauen etc. eben Alltagshandlungen, die zu Erfolgen führen.
Auch wir Erwachsenen kennen das aus dem eigenen Erleben: Bekommen wir im Job etwas gut hin, sind wir stolz auf uns, unser „Selbstbewusstsein“ wächst, bekommen das gute gelingen dann auch noch die Kollegen und der Chef mit, geht es uns noch einmal etwas besser. Auf Handlungen, die wir selbständig hinbekommen, können wir stolz sein. Warum sollte das bei unseren Kindern anders sein? Manchmal brauchen sie unsere Begleitung, damit eine Aufgabe zum Erfolg führt, aber im kindlichen Alltag gibt es viele große und kleine Gelegenheiten, kleine Handlungen erfolgreich hinzubekommen.